Das Glasmuseum in Hadamar

Juwel in der Fürstenwohnung

Das Glasmuseum befindet sich in der ehemaligen Fürstenwohnung des Hadamarer Schlosses und bietet den Besucherinnen und Besuchern mit den sehenswerten Ausstellungsstücken und der prachtvollen barocken Baukunst gleich zwei Attraktionen auf einmal.

Im Vergleich zur fürstlichen Vergangenheit, hat Glas in Hadamar aber eine relativ kurze Tradition. Nach dem Zweiten Weltkrieg verließen im Zuge der Ausweisung der sudetendeutschen Bevölkerung zahlreiche Glasveredlungsbetriebe Nordböhmen und Schlesien. Sie siedelten sich in Westdeutschland an, so auch in Hadamar, und begannen mit dem Aufbau ihrer Betriebe. Um die für die Glasverarbeitung und Glasveredlung dringend nötigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auszubilden, bemühte man sich intensiv um die Gründung einer Fachschule. Diese Anfänge sind im Glasmuseum dokumentiert und vermitteln dem Besucher einen Einblick in die drei wichtigen Glasveredlungstechniken Bemalen, Gravieren und Schleifen.

So werden in den Räumlichkeiten des Glasmuseums unter dem Arbeitstitel „Lehrer und Schüler“ eine ausgewählte Sammlung von Gläsern und Glasobjekten präsentiert. Diese Sammlung umfasst etwa 1.000 Objekte. Die Bestände erlauben eine großzügige Ausstattung der Vitrinen sowohl zur Geschichte des Glases wie zur Geschichte der Schule. Seit Bestehen der Glasfachschule Hadamar sind aus den Reihen der Lehrer und Schüler zahlreiche anerkannte Glaskünstler hervorgegangen. Lehrer wie Alexander Pfohl, Herbert Petters, Willi Pistor, Josef Welzel und Kurt Eiselt haben Schüler wie Isgard Moje, Karl-Heinz Traut, Heiner Düsterhaus, Gabriele Küstner, und viele andere ausgebildet. Ihre Kunstwerke stehen heute neben denen ihrer Lehrer in den Glasmuseen in aller Welt.

Ein Beispiel für die Ausstellungseinheit „Modernes Glas“ ist Willi Pistor, ehemaliger Lehrer der Glasfachschule Hadamar, ein Künstler von internationaler Bedeutung und Träger verschiedener Glaspreise. Seine unverwechselbaren Objekte leben von Schnitt, Schliff, Spiegelung und Reflexion. Die Strenge der geometrisch geformten, klaren Glasblöcke durchbrechen eingeschmolzene farbige Metall-Granulate.
Ein Beispiel für die Ausstellungseinheit „Antikes Glas“ ist der Sammler Bruno Gantenbrink. Er trug etwa 100 antike Gläser aus Ägypten, Syrien und dem Mittelmeerraum zusammen. Ergänzt durch Objekte aus Bronze und Keramik ergibt sich ein farbiges Sammlerporträt im Zeitgeschmack des 19. Jahrhunderts. Römische Netzdiatretgläser ließen die Fachwelt über deren Herstellung grübeln. Erst in der Mitte der 1960er Jahre erfand Josef Welzel, ehemaliger Lehrer an der Glasfachschule Hadamar, diese antike Technik zum zweiten Mal. Nach antiken Mustern schliff er alsbald Kopien nahezu aller bekannten Diatretgläser, die als Kostbarkeiten archäologischer Sammlungen gelten. Er schuf auch die weltbeste Kopie der Portlandvase, die im Original im Britischen Museum in London zu sehen ist.

Bleibt noch die Würdigung des Flachglases, die Königsdisziplin der Glasveredelung, im Raum gleich links vom Eingang. Die Scheiben u.a. von Karl-Heinz Traut, Gerlach Bente, Hartmut Lieb und insbesondere Reiner Eul widerspiegeln mit ihrer Farbigkeit die gesamte Lebensfreude, die ein Glaskünstler in sein Werk legen kann.

Nach der aufwendigen und detailgetreuen Restaurierung, wie eingangs erwähnt, ist die ehemalige Fürstenwohnung im Renaissanceschloss Hadamar in neuem Glanz erstrahlt. Sie ist der prachtvolle und würdige Rahmen dafür, dass die außergewöhnlichen Glasexponate in sehr ansehnlich gestalteten Vitrinen die Besucher des Glasmuseums begeistern werden. Die Privatgemächer der Fürsten von Nassau-Hadamar haben sich so zu einer hochwertigen „Schmuckschatulle“ für die in ihr ausgestellten „Schätze aus Glas“ entwickelt, die es zu bewahren gilt.

Weitere Informationen zum Glasmuseum findet man auf dessen Homepage: https://www.glasmuseum-hadamar.de/

Es ist an den Wochenenden von 14-17h geöffnet.

Text: Jürgen Lanio (gekürzt und geringfügig geändert)
Fotos: Stadt Hadamar/ Glasmuseum Hadamar