Aktuelles aus dem Rathaus

Der Preis von Verbindlichkeit ist weitaus höher als die Teilnahmegebühr

Freizeitverhalten von Kindern und Jugendlichen verändert sich - nicht nur wegen der Smartphones.

Zum sportlichen Ausklang der Osterferien gings mit der Jugendpflege Hadamar in die Parkourhalle nach Lohrheim

Vor der neugestalteten Wand des städtischen Familienzentrums präsentieren die Teilnehmenden stolz ihre Resultate des Graffitiworkshops

Nicht nur das Klima durchzieht einen Wandel, auch die Bedingungen von Ferienangeboten und Freizeiten haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Allein mit den Schlagwörtern Spiel, Spaß und Spannung, die noch vor Jahren als Garant für eine unvergesslich schöne Ferienzeit mit Freunden galt, könne man heute leider kaum noch jemanden „hinter´m Ofen hervorlocken“. Mehr als schade findet Nicola Bischof, Jugendpflegerin von Hadamar, diese Entwicklung, durch die vielen Kindern und Jugendlichen heute einiges entgehen würde. 

Während unsere Eltern damals sicher waren, dass wir in der Ferienfreizeit auf jeden Fall Spaß haben und neue Freunde finden. Dass es uns dort gut geht, wir im Kontakt mit Anderen und durch die verschiedenen Aktivitäten sogar noch etwas lernen, abends zwar müde und dreckig, aber mit tollen Eindrücken nach Hause kommen. Heute benötigen viele Eltern, ganz detaillierte Angaben zu den einzelnen Angeboten, um evtl. aufkommende Diskussionen mit ihren Kindern aus dem Weg gehen zu können. 

Alle Eventualitäten im Vorfeld abzuklären, gibt den Eltern und Kindern vielleicht etwas Sicherheit, grenzt aber während der Freizeit jegliche Spontaneität und Flexibilität aus, die es doch sowohl für die Teilnehmenden als auch BetreuerInnen gerade spannend macht. Ein bisschen aufgeregt und neugierig sein auf das, was wohl am Folgetag angeboten wird, gehörte früher dazu, ist heute aber kaum noch gewünscht. 

Viele Eltern bekommen von ihren Kindern den ganz klaren Auftrag nachzufragen, was genau an welchem Tag angeboten wird. Zum Beispiel auch, was denn am Kreativtag gestaltet wird, was es wann zu essen gibt und wie lange der Weg ist, den die Kinder beim Ausflug bis zum Ziel laufen müssen. Der Trend, dass Eltern ihre Kinder für eine komplette Woche Ferienspaß anmelden, geht deutlich zurück. „Können Sie auch einzelne Tage anbieten, so dass die Kinder sich aussuchen können, was ihnen Spaß macht?“ Doch, woher sollen die Kinder das wissen, ohne es ausprobiert zu haben“, so Nicola Bischof.
 Es ist ihr bewusst, dass Kinder und Jugendliche den Spaßfaktor bei der Anmeldung für ein mehrtägiges Hockey-, Tennis- oder Fußballcamp für sich besser einschätzen können. Und wenn dann noch die halbe Mannschaft teilnimmt, ist das Restrisiko für sie natürlich überschaubarer. 

Die Jugendpflegerin beschreibt zwei Gruppen von Kindern und Jugendlichen, die sich gerade in den Ferien deutlich in ihrem Freizeitverhalten unterscheiden.  So würde sich aus der Gruppe, die regelmäßig den ungezwungenen, offenen Jugendtreff besucht, trotz intensiver Motivationsversuche, niemand für ein ausgeschriebenes Angebot verbindlich anmelden. Der Grund: Sie können heute noch nicht sagen, ob sie Morgen Lust dazu haben, wollen aber „mal gucken“, ob sie im Laufe des Tages „vielleicht einfach mal so“ vorbeikommen. Dagegen besuchten Kinder und Jugendliche, die zu den Ferienangeboten von ihren Eltern angemeldet, gebracht und abgeholt werden, in der Regel nicht den offenen Treff, da sie in der Nachmittagsbetreuung seien oder nach der Schule ihren Hobbys in Vereinen oder anderen verpflichteten Terminen nachgehen. 
       
Nicola Bischof versucht auf das sich verändernde Freizeitverhalten ihrer Zielgruppe stets situativ einzugehen, damit alle auf ihre Kosten kommen, auch wenn die Aktion gebührenfrei ist. Den Eltern, die ihr Kind am Tag vor einem Angebot wieder abmelden, weil es nun doch nicht mitmachen möchte und die ohne Aufforderung anbieten, dadurch entstehende Kosten selbstverständlich zu übernehmen, rät die Jugendpflegerin folgendes:   

„Trauen Sie Ihrem Kind etwas zu. Trauen Sie ihm zu, vielleicht auch mal etwas Neues auszuprobieren und kennenzulernen. Vielleicht auch mal auszuhalten, wenn es an einem Tag mal nicht ganz so gelaufen ist, wie er/ sie es sich vorgestellt hatte. Vielleicht wird ja das folgende Angebot genau nach seinen Wünschen verlaufen. Da wäre es doch schade, wenn es genau das verpassen würde.“