Aktuelles aus dem Rathaus

Hadamar öffnet die Türen

zum Tag des offenen Denkmals. Eine Ausstellungseröffnung und vier spannende Führungen zur Stadtgeschichte.

Immer am zweiten Sonntag im September findet der bundesweite Tag des offenen Denkmals statt. Interessierte haben hier die Möglichkeit in die faszinierende Welt der Geschichte einzutauchen, wenn bedeutende Bauwerke, die sonst oft verschlossen sind, ihre Türen öffnen. So auch in diesem Jahr eindrucksvoll in Hadamar zu erleben war. Anlässlich des 700-jährigen Stadtjubiläums wurde die Ausstellung „Hadamars Geschichte plakativ“, eröffnet, es fanden vier spannende Führungen statt und weitere Denkmäler, wie die Liebfrauenkirche und die Heimatmuseen in Niederzeuzheim und Oberweyer, hatten geöffnet.

Die Ausstellung, erarbeitet durch Studierende der Uni Gießen, zeigt noch bis zum 20. September in der Schlossaula, die historische Entwicklung Hadamars vom Mittelalter bis etwas zum Jahr 1800. Sie setzt sich mit den verschiedensten Aspekten der Stadtwerdung, die etwa die Residenzfunktion Hadamars für die Grafen von Nassau genauso umfasst, wie das wirtschaftliche und kulturelle Zusammenleben der Einwohner. Diese bedeutende Ausarbeitung wird nicht das letzte Mal in Hadamar so zu sehen sein. Es werden Ideen entwickelt, wo und wie die Werke erneut und themenbezogen gezeigt werden können.  Die Ausstellung ist montags bis freitags von 9-16 Uhr in der Schlossaula geöffnet.

Weiter ging der Tag mit vier aufschlussreichen Führungen. Um 13 Uhr nahm die wissenschaftliche Mitarbeiterin Franziska Schmidt, die rund 40 Interessierten mit zu einem baugeschichtlichen Rundgang in und um das historische Gebäude der Gedenkstätte Hadamar. Dabei erläuterte Sie die noch heute sichtbaren Spuren und Merkmale der einstigen Tötungsanstalt, die Bedeutung der Busgarage, welche Funktionen welche Räume des Gebäudes hatten und das ausgeklügelte Logistiksystem zur Geheimhaltung der mörderischen NS-Euthanasie, welcher alleine in Hadamar fast 15.000 Menschen zum Opfer fielen. Kostenlose öffentliche Führungen für Einzelpersonen finden immer am ersten und dritten Sonntag im Monat um 14:30 Uhr in der Gedenkstätte statt.

Um 14 Uhr gewährte Stadtarchivar Hartmut Kuhl spannende Einblicke in die sonst nicht frei zugängliche Fürstengruft der Ägidienkirche auf dem Mönchberg. Der mit mehr als 80 Besuchern gefüllte Raum ist ein Zeugnis der Vergänglichkeit allen irdischen Lebens und die Särge der Hadamarer Fürstenfamilie und der ihnen Nahestehenden erinnern an das Leben und die Schicksale der Bestatteten. Hartmut Kuhl gab Aufschlüsse in die Historie des Gebäudes, welches Fürst Johann Ludwig nach seinem Tod, als Kirche mit einer Gruft zur Bestattung seine Familie erbauen ließ. Auch die Überführung von Bestatteten im Jahre 1835 aus der Gruft der Liebfrauenkirche, den sehr häufigen Kindstod in der damaligen Zeit und das traurige Ende des letzten Hadamarer Fürsten, gaben den Besuchern beim Vortrag von Hartmut Kuhl Grund zum Innehalten.

In der ehemaligen Synagoge erwartete Christoph Speier um 15 Uhr bereits die rund 40 Interessierten. Die Vorgeschichte der Synagoge, ihre Architektur, die verschiedenen Nutzungen sowie die spirituelle Funktion waren Bestandteile der Erzählungen des Referenten. 97 Jahre diente die Synagoge als Gebetshaus bis zur Zerstörung der Innenräume im Jahre 1938. Heute ist die Hadamarer Synagoge mit ihrem Zustand eine der nur noch wenigen Existierenden. Wer noch Zeit für einen Spaziergang hatte, besuchte mit dem Referenten am Neumarkt bis zur Judengasse, die nahegelegenen Stolpersteine sowie die Biografien von Hadamarer Kriegsschicksale, welche anlässlich des 700-jährigen Stadtjubiläums jederzeit zu einem Rundgang des Erinnerns einladen. Am Volkstrauertag, dem 17.11.2024 soll derer mit einem gemeinsamen Weg des Gedenkens erneut gedacht werden.

Den Abschluss des Tages gab Referent Dr. Gabriel Hefele, mit seinem Vortrag „You’re My Heart, You’re My Soul - Fürstliche Herzbestattungen in Hadamar“, in der Herzenbergkapelle zum Besten. 1690 ließ Fürst Franz Bernhard den bestehenden Bildstock auf dem Hirschberg zu einer barocken Kapelle erweitern und stiftete einen prächtigen Hochaltar. Neben ihm ließen drei Fürsten ihre Herzen in der Kapelle bestatten, woher sie ihren heutigen Namen „Herzenbergkapelle“ trägt. Vier schwarze Herzen aus Hadamarer Marmor links und rechts des Hochaltars erinnern an die dort noch heute befindlichen Herzen der Fürsten von Nassau-Hadamar. Ein adliges Bestattungsritual, welches erst mit Otto von Habsburg, dem ältesten Sohn des letzten Kaisers von Österreich sein Ende fand. Das Herz von Fürst Johann-Ludwig vertraute er seinerzeit dem Jesuitenordnen an. Als der Orden aufgehoben wurde geriet das Herz in Vergessenheit. Bei Sanierungsarbeit der Pfarrkirche St. Nepomuk wurde es 1964 in einem kleinen Zinksarg wiederentdeckt. Eine Marmortafel erinnert neben dem Hochaltar heute daran.