Schlechtes Zeugnis, guter Mensch

Ein Appell zum Tag der Zeugnisausgabe

Anhang: Zeichnung einer anonymen Hadamarer Jugendlichen

HADAMAR. Es gibt „Gerne-Lerne-Bücher“ für Schülerinnen und Schüler und Ratgeber für Eltern, in denen sie erfahren, wie sie am besten auf schlechte Noten ihrer Kinder reagieren. Wie aber sieht es aktuell bei denen aus, die sich aus unterschiedlichen Gründen schwertun mit dem Lernen, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten, Fähigkeiten und gegebenen Rahmenbedingungen wirklich anstrengen und trotzdem ein schlechtes Zeugnis erwarten?

Heute ist es wieder soweit: Da gibt es die von nicht wenige SchülerInnen gefürchteten „Giftzettel“, wie sie die ältere Generation teilweise heute noch nennt, die von einem Teil der Großeltern damals schon nur mit Wäscheklammer im Klassenzimmer in Empfang genommen wurden. SchülerInnen aus weiterführenden Schulen kennen bereits ihre Noten, die heute auf dem Zeugnis stehen und nicht wenige können schon abschätzen, welche Reaktionen sie zu Hause erwarten.

Diese fallen in den Familien sehr unterschiedlich aus. Während gute Schüler teilweise pro Note finanziell oder mit einem langersehnten Wunsch belohnt werden, wird ein gutes Zeugnis in manchen Familien wie immer erwartet, für selbstverständlich und normal angesehen. Auch mit Abweichungen von gewohnt guten Zensuren oder einem insgesamt als schlecht bewertetes Zeugnis, gehen Eltern unterschiedlich um.

Aus intensiven Gesprächen mit Jugendlichen erfuhr die Hadamarer Jugendpflegerin von ganz individuellen Erfahrungen. Elternreaktionen bei schlechten Noten reichen hier von wahrnehmbaren Desinteresse und Gleichgültigkeit, Unverständnis, Schuldzuweisungen, geäußerter Enttäuschung, Abwertungen bis hin zu Bestrafungen und Übersprungshandlungen. Aber auch Besorgnis, Hilf- und Ratlosigkeit, Betroffenheit, Zukunftsängste, Selbstzweifel sowie die Frage nach dem „Warum“ bereiten sowohl Eltern als auch SchülerInnen Kopfzerbrechen.

Dass viele Familien am Tag der Zeugnisausgabe einen Grund zum Feiern haben, zeigt u.a. zur Mittagszeit die Tradition gewordene lange Schlange im Schnellrestaurant. Und während es sich die einen schmecken lassen, trauen sich einige Klassenkammeraden an so einem Tag erst gar nicht nach Hause.

Nicola Bischof bittet daher besonders in den nächsten Tagen Augen und Ohren offen zu halten. „Vielleicht hat Ihre Tochter oder Ihr Sohn eine Freundin/ einen Freund, der aufgrund seiner zu erwartenden Noten verzweifelt wirkt, Angst hat, das Zeugnis seinen Eltern zu zeigen, weil er sie nicht enttäuschen möchte oder sich vielleicht schuldig oder als Versager fühlt.“

Im offenen Jugendtreff in Hadamar kann nicht nur mit Freunden „abgehängt“, das Smartphone aufgeladen, gechillt, gekocht, getanzt, Tischtennis gespielt, gekickert, gespielt, Musik gehört und in Ruhe für Arbeiten und Prüfungen gelernt werden. Hier können Jugendliche auch in lockerer Atmosphäre und bei niedrigschwelligen Angeboten über Probleme sprechen und Unterstützung bei der Lösungsfindung erfahren. „Wer sich ausschließlich über Leistung definiert, macht dies nicht ohne Grund. Und ein schlechtes Zeugnis sollte als Signal verstanden werden, ist aber kein Grund zu verzweifeln - weder für die Schüler noch für Eltern“, so Nicola Bischof, die von montags bis freitags in der Zeit von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr, nicht nur per Mail n.bischof(at)stadt-hadamar.de und über Festnetz (06433/89-210) erreichbar ist, sondern auch über Whatsapp (015142381296)  mit Jugendlichen Kontakt hält – gerne auch anonym.