Geschichte der Stadt Hadamar

Hadamar im schönen Elbbachtal, am Rande des südlichen Westerwaldes gelegen, ist eine Stadt in reizvoller Landschaft. Im Norden wölben sich die Basaltberge des Westerwaldes, nach Süden öffnet sich das Tal zum Limburger Becken. Die Stadt hat eine große und reiche Vergangenheit. Der Ortsname Hadamar wird schon im Jahre 832 in einer Urkunde der Karolingerzeit erwähnt. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wird Hadamar Residenz der Grafen von Nassau-Hadamar und erhält 1324 die Stadtrechte. Die Geschichte der Stadt wurde von jeher durch ihre zentralörtliche Funktion bestimmt. Hier kreuzten sich zwei wichtige mittelalterliche Heer- und Handel-Straßen, von denen die eine die Städte Köln und Frankfurt verband und die andere von Trier über Koblenz nach Gießen und weiter nach Mitteldeutschland führte.

Diese zentralörtliche Bedeutung war sicher auch die Voraussetzung für eine frühe Blütezeit von Handel und Handwerk. Im 14. Jahrhundert erlangte Hadamar zusätzliche Bedeutung als religiöses Zentrum. Der Bau der gotischen Liebfrauenkirche fällt in diese Zeit. Der großzügige Ausbau Hadamars zur Residenzstadt erfolgte im 17. Jahrhundert unter Fürst Johann Ludwig. Er baute die ehemalige Wasserburg zu einer weiträumigen Schlossanlage aus, die heute zu den größten und bedeutendsten Renaissanceschlössern zählt. Johann Ludwig ist auch Erbauer der Hadamarer Neustadt mit den rechtwinkligen Straßenzügen und den großflächigen Marktplätzen. Ihm verdankt die Stadt zudem die Gründung des Gymnasiums, das über 300 Jahre als humanistische Bildungsstätte große Ausstrahlungskraft besaß und heute in der Fürst-Johann-Ludwig-Schule fortbesteht. Für seine Verdienste als Generalbevollmächtigter des Kaisers beim Zustandekommen des Westfälischen Friedens wurde Johann Ludwig 1650 in den Reichsfürstenstand erhoben. Das Aussterben der Fürsten von Nassau-Hadamar Anfang des 18. Jahrhunderts und der anschließende Erbfolgestreit zwischen Nassau-Siegen und Nassau-Diez brachte einen Rückschlag für die Entwicklung der Stadt.

Sie verlor ihre Funktion als Residenz, behielt aber im 18. Jahrhundert weiterhin Bedeutung als Verwaltungsmittelpunkt. Die Stadt und 28 Dörfer bildeten das Amt Hadamar. Als Nassau und damit auch die Hadamar 1866 an Preußen fielen, verlor die Stadt ihre Funktion als Amtssitz, wurde jedoch Sitz eines Amtsgerichtes. In die zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts fielen auch wesentliche Veränderungen des Stadtbildes durch den Bau der neuen Durchgangsstraße im Bereich der Schlossanlage und der Bau der neuen Brücke. Einen wirtschaftlichen Aufschwung brachte der Eisenbahnbau in den 70er-Jahren des Jahrhunderts. Die Stadt war jetzt mit Limburg und dem Frankfurter Raum sowie mit dem Siegerland und Köln verbunden.

Überall in der Stadt trifft man auf Zeugen der reichen und bewegten Vergangenheit. Das Fürstenschloss mit der alten Brücke, die Liebfrauenkirche und die Stadtkirche, das Kloster auf dem Mönchberg, das alte Rathaus, die Synagoge, die historischen Marktplätze sowie alte Fachwerkhäuser mit reichem Schnitzwerk laden zur Besichtigung ein. In vielfältiger Weise wird heute noch deutlich, dass die Stadt über Jahrhunderte Residenz, Gerichtsort, Verwaltungssitz und Markt für ein weites Umland war. Hadamars Bürgerinnen und Bürger sind stolz auf ihre Geschichte. Dies zeigt sich vor allem an ihrem intensiven Bemühen, die baulichen Kostbarkeiten der Vergangenheit zu restaurieren und in alter Schönheit wiederherzustellen. Die Stadt setzt sich abedr auch mit Nachdruck dafür ein, ihrer zentralen Bedeutung in Gegenwart und Zukunft gerecht zu werden. Dem Fleiß und der Initiative der Bürgerinnen und Bürger und der städtischen Gremien ist es zu verdanken, dass sich Hadamar gerade in den letzten Jahren zu einer Stadt mit hohem Wohn- und Freizeitwert und einer modernen Infrastruktur entwickelt hat.

Hadamar in der Postkutschenzeit

Vor wenigen Jahren konnte die Stadt Hadamar dieses 36 cm x 48 cm große Gemälde von einem Hadamarer Bürger erwerben. Es ist im Stadtmuseum Hadamar ausgestellt und bietet einen Blick vom Herzenberg auf den Elbbach, auf die Liebfrauenkirche und auf die Ägidienkirche.

Vor wenigen Jahren konnte die Stadt Hadamar dieses 36 cm x 48 cm große Gemälde von einem Hadamarer Bürger erwerben. Es ist im Stadtmuseum Hadamar ausgestellt und bietet einen Blick vom Herzenberg auf den Elbbach, auf die Liebfrauenkirche und auf die Ägidienkirche. Das Bild führt in eine Zeit, die noch gar nicht so lange zurückliegt und in der Hadamar doch ganz anders aussah als heute. Unverändert geblieben ist der hier angestaute Elbbach mit seinen dicht bewachsenen Ufern, noch immer steht dahinter die Liebfrauenkirche und noch immer überragt die Ägidienkirche das Tal. Aber in den Einzelheiten hat sich so manches geändert. Auf dem Bild haben die Klostergebäude neben der Ägidienkirche noch das alte Mansarddach, während von der modernen Bebauung des Mönchbergs zu Anfang der 1880er Jahre nichts zu sehen ist. Die Liebfrauenkirche trägt noch ihren barocken, haubenförmigen Dachreiter, der erst nach 1880 durch das heutige spitze Türmchen ersetzt wurde.  Nur der alte Friedhof an der Liebfrauenkirche scheint unverändert, bis auf den Eisenbahndamm dahinter, der erst 1886 gebaut wurde. Anstelle der Eisenbahn bedient eine Postkutsche auf der Siegener Straße am unteren Bildrand den Verkehr. Daneben, auf der Wiese zwischen Straße und Elbbach, befindet sich der Waschplatz. Eine der Wäscherinnen wäscht am Ufer, eine andere breitet Laken und Hemden zum Bleichen aus und eine dritte faltet die getrocknete Wäsche auf einem Tisch im Schatten eines Baumes. Die Hartmannsbrücke fehlt natürlich, da sie wurde erst 1911 gebaut.

Signiert ist das Bild links unten mit „H. Wiedemann 1846“. Hermann Wiedemann wurde am 25. Juni 1826 als Sohn des Kaufmanns und Bürgermeisters Martin Wiedemann in Hadamar geboren. Er besuchte das hiesige Gymnasium und machte Ostern 1848 sein Abitur. Zeichenlehrer des Gymnasiums war damals der Maler Leonhard Diefenbach (1814-1875), der Vater des Lebensreformers und Malers Karl Wilhelm Diefenbach (1851-1913). Unter Anleitung Leonhard Diefenbachs muss der Unterprimaner Hermann Wiedemann seine Ansicht von Hadamar gemalt haben, die in Gestaltung und Farbgebung so ganz dem Geist der biedermeierlich-romantischen Werke seines Lehrers entsprechen.

Etwas ganz Persönliches gibt es in dem Bild zu entdecken: Am linken Bildrand, am steilen Abbruchs des Herzenberges zur Siegener Straße hin, stellt ein Junge waghalsig Schmetterlingen nach. Hat sich hier der junge Wiedemann selbst verewigt? Er wollte übrigens Bauwissenschaften studieren, wurde aber Geistlicher und ist 1892 als Pfarrer zu Neuenhain im Taunus gestorben.