Hadamarer Hofrunde 2020

Im Rahmen der „Hofrunde“ besucht Bürgermeister Michael Ruoff in den Sommermonaten 2020 verschiedene Erzeugerbetriebe im Hadamarer Land, um sich ein genaues Bild vom vielfältigen nachhaltigen Nahrungsmittel-Angebot in Hadamar zu machen. Im Folgenden finden Sie die Berichte zu seinen Besuchen.

Auf dem Gärtnerhof werden Lebensmittel solidarisch und nachhaltig erzeugt

Hofrunde von Bürgermeister Michael Ruoff führt nach Oberweyer

Bürgermeister Michael Ruoff mit den Inhabern Lennart Kaminske und Kristiane Korte (v.l.n.r.)

„Seit Corona haben wir noch mehr zu tun als sonst“ begrüßt Landwirt Lennart Kaminske Bürgermeister Michael Ruoff schmunzelnd am Verkaufsstand des Gärtnerhofs in Oberweyer und führt seinen Besuch sogleich an einen schattigen Platz abseits der Warteschlange vor dem Verkaufsstand seiner Frau Kristiane Korte. Weder Corona noch die starke Nachmittags-Sonne scheinen die Kundschaft an diesem heißen August-Tag vom Einkaufen abzuhalten. Ganz im Gegenteil: man tauscht sich herzlich mit den Inhabern und anderen Kunden aus und der einladende Sandkasten im Hof bietet den mitgekommenen Kindern eine willkommene Ablenkung.

Ursprünglich hatte sich die Familie mit Ihrem Betrieb 2007 in der hiesigen Schulstraße angesiedelt, ehe sie an den heutigen Standort an der Oberdorfstraße in Oberweyer weiterzog. Seitdem finden immer mehr Kunden aus der näheren Umgebung freitags und dienstags von 15-18h den Weg hierher. Dabei pflegen viele eine ganz besondere Geschäfts-Beziehung zu den Lebensmittel-Erzeugern ihres Vertrauens. Seit 2014 nämlich ist der Gärtnerhof einer von nur zwei Höfen in der Region, der seine Erzeugnisse auch nach dem Konzept der solidarischen Landwirtschaft anbietet. Dessen Ziel ist die Erhaltung kleiner landwirtschaftlicher Strukturen, in dem die Versorgung der direkten Umgebung mit frischem Gemüse vom örtlichen Hof erfolgt. Wer mitmachen möchte, tritt der Gemeinschaft bei und erhält gegen einen fixen Jahresbeitrag einen gerechten Ernteanteil, der den Gemüsebedarf von ein bis zwei Erwachsenen über das gesamte Jahr hinweg deckt. Dabei gilt das solidarische Prinzip: „Es kommt auf den Tisch, was angebaut wird. Der Anteil kann dabei je nach Ertrag auch mal schwanken“ erklärt Kristiane Korte, die sich vornehmlich um den Verkauf, das Administrative und die Betreuung der rund 100 SOLAWI-Kunden kümmert. Das mache sie gerne, sagt Korte, denn durch das Geschäftsmodell ist die Beziehung zu den Abnehmern enger als anderswo.

Und beim Gärtnerhof muss keiner fürchten, dass immer das gleiche auf der Speisekarte steht. „Inzwischen bieten wir rund 80-100 verschiedene Produkte von Klassikern wie Möhren und Kartoffeln bis hin zu exotischerem Gemüse wie indischem Spinat oder speziellen Salatmischungen an. Dabei probieren wir auch immer mal wieder etwas neues aus. Wir müssen uns jedes Jahr ein bisschen neu erfinden“ erklärt ihr Mann, der in erster Linie für den Anbau zuständig ist.

Für den gebürtigen Karlsruher und studierten Agrarwissenschaftler war bereits früh im Leben klar, dass er später einmal in der nachhaltigen Landwirtschaft arbeiten wollte. Schon als Jugendlicher arbeitete er auf einem Biolandhof. Eine ähnliche Vita hat auch seine Frau vorzuweisen. Ihr Interesse an nachhaltiger Erzeugung wurde durch ihre Mutter geweckt, die schon lange in der Vermarktung von Bio-Produkten tätig ist. Auf ein Studium der Biologie in Freiburg folgte schließlich eine deutschlandweite Suche der Familie nach einem geeigneten Standort für ihre Vollerwerbslandwirtschaft, die schließlich unweit Ihrer Heimat in Diez ihr glückliches vorläufiges Ende gefunden hat. Vier Kinder, ebenso viele Teilzeitmitarbeiter und eine ganze Reihe zufriedener Kunden sorgen nun dafür, dass ihnen in Oberweyer nie langweilig wird. „Mit welcher Begeisterung und welchem Engagement die Familie Ihrem Projekt nachgeht ist wirklich bemerkenswert“ zeigt sich Bürgermeister Michael Ruoff sichtlich angetan.

Kopfschmerzen bereitet der Familie lediglich das Thema „Ackerland“, denn dieses ist knapp und entsprechend schwierig zu erwerben. Nachdem ihnen kürzlich zwei ihrer Pacht-Flächen gekündigt wurden, hatten Korte und Kaminske zunächst Schwierigkeiten, Ersatz zu finden. Dem Entgegenkommen eines Bioland-Kollegen im benachbarten Ahlbach und dem Engagement einer Kundin ist es zu verdanken, dass der Betrieb vorerst weitergehen kann. Nun gilt es zu klären, wie die Bewässerung der neuen Flächen am sinnvollsten realisiert werden kann. Generell wird das Thema „Wasser“ von Jahr zu Jahr wichtiger, da die letzten Sommer spürbar trockener geworden sind. „Wir brauchen den Regen“ sagt Lennart Kaminske.

Wie sich das Klima in Zukunft entwickelt, wird man auf dem Gärtnerhof in der Zukunft sicherlich genau beobachten, eint die Familie doch vor allem ein großes gemeinsames Ziel: „Unser Ziel ist es gar nicht unbedingt zu wachsen und groß zu werden. Viel wichtiger ist uns Planungssicherheit: sicheres Land, sicheres Wirtschaften und sichere Grundlagen“ so Kaminske. Das Konzept der solidarischen Landwirtschaft ist dabei schon einmal ein gute Grundlage. Das glaubt auch Bürgermeister Michael Ruoff: „Ich freue mich, dass das System bei uns im Hadamarer Land und darüber hinaus so gut angenommen wurde. Es bietet dem Gärtnerhof ein wenig von der Sicherheit, die gerade kleine landwirtschaftliche Betriebe heutzutage dringend benötigen“.

Homepage des Gärtnerhofs: http://www.bio-limburg.de/

Fotos: Stadtmarketing