Hadamarer Hofrunde 2020

Im Rahmen der „Hofrunde“ besucht Bürgermeister Michael Ruoff in den Sommermonaten 2020 verschiedene Erzeugerbetriebe im Hadamarer Land, um sich ein genaues Bild vom vielfältigen nachhaltigen Nahrungsmittel-Angebot in Hadamar zu machen. Im Folgenden finden Sie die Berichte zu seinen Besuchen.

„Hadamarer Hofrunde“ geht in Faulbach weiter

Bürgermeister besucht Biolandhof, Bioladen und Scheunencafé

Bild: v.l.n.r. Bürgermeister Michael Ruoff, Uschi Herden (Bioladen), Jonas Büger (Biolandhof), Helga Wilming-Stendebach (Bioladen), Franz Winter und Eckard Egenolf (Biolandhof)

Hadamar-Faulbach. Auf der zweiten Station im Rahmen seiner „Hofrunde“ machte Bürgermeister Michael Ruoff kürzlich im Stadtteil Faulbach halt. Dort ist nicht nur der hiesige Biohof mitsamt seinem Scheunencafé angesiedelt, sondern auch ein Bioladen, der durch einen weiteren Eingang zur Hauptstraße hin verkehrsgünstig gelegen ist.

Seit Sommer 2010 führen dort die langjährigen Mitarbeiterinnen Helga Wilming-Stendebach und Uschi Herden die Bioland-zertifizierten Geschäfte und bieten ihren Kundinnen und Kunden auf 90qm Fläche ein breites Sortiment an Bioprodukten an. „Besonders unser breites Käse-Sortiment ist sehr beliebt“ erklärt Helga Wilming-Stendebach und deutet auf die große Kühltheke. Daneben befindet sich eine Auswahl frischer Backwaren eines Bio-Bäckers aus Marburg, der seine Erzeugnisse sogar bis nach Limburg liefert. In den anderen üppig gefüllten Regalen findet man neben Saft-, Wein- und Limonadenflaschen auch Gläschen mit Babynahrung, Müsli-Packungen und sogar Kosmetik. „Wir führen auch immer mehr vegane Lebensmittel“ sagt Uschi Herden. Zudem kann man im Laden Fleisch, Zwiebeln, Kartoffeln, Rote Beete, Kürbisse oder Büchsenwurst kaufen, die ebenso vom Hof nebenan stammen, wie das Getreide, das man mit einer Tischmühle frisch vor Ort mahlen lassen kann.

Der angrenzende landwirtschaftliche Betrieb wird bereits seit 1984 nach den Richtlinien des Bioland-Verbandes geführt. Als Eckard Egenolf nach seinem Landwirtschafts-Studium beschloss, den Hof seines Vaters auf ökologische Weise weiterzuführen, war er in der Region noch ein Exot. „Mein Vater stand der Öko-Bewegung recht offen gegenüber und sagte zu mir: Probier’s aus! Ich traf mich in Koblenz mit Gleichgesinnten aus der Eifel oder dem Vogelsberg und hatte in Hadamar durchaus mit Widerständen zu kämpfen“ erzählt der Landwirt. Auch Bürgermeister Ruoff erinnert sich: „Damals hat mich sein Auftreten beeindruckt und wie er mit dem teils heftigen Gegenwind umgegangen ist“. Dass sich die Lage heute jedoch entspannt hat, kann Franz Winter bestätigen. Egenolfs Sohn hat dessen Hofbetrieb inzwischen weitestgehend übernommen und stellt fest: „Man stößt heute auf viel mehr Verständnis. Die Menschen sehen, wie wichtig ökologische Landwirtschaft ist, wenn Sie Berichte über immer neue Fleischskandale lesen“. In der schulischen Ausbildung zum Landwirt jedoch schlägt sich diese Entwicklung kaum nieder. „Es gibt noch kein Fach ‚ökologische Landwirtschaft‘, obwohl die Hälfte aller Lehrlinge aus Bio-Betrieben kommt“, stellt Winters Geselle und früherer Auszubildender Jonas Büger fest, der sich vor allem um die Tiere des Hofes kümmert

Dort leben rund ein Dutzend schwäbisch-hällische Sattelschweine und etwa 50 Kühe, von denen etwa die Hälfte der Nachzucht dient. Das Futter für die Tiere wird den Bioland-Vorschriften entsprechend selbst vom Hof angebaut. Etwa alle sechs Wochen wird ein Rind und ein Schwein geschlachtet. Hier arbeitet der Biohof mit einem ökologisch zertifizierten Betrieb im Westerwald zusammen. „Es gibt wegen den hohen Anforderungen praktisch keine heimischen Schlachter mehr - das macht es manchmal schwierig mit den Terminen“ erklärt Winter. Die Vorschriften führen zudem zu immer höheren Schlachtkosten. „Der Preis für eine Fleischbeschau beträgt bei uns ein Vielfaches von dem was ein Großunternehmen bezahlen muss“. Dafür ist der Weg zum Konsumenten kurz und überschaubar. Steht eine Schlachtung an, wird der Bioladen nebenan informiert und die Mitarbeiterinnen kontaktieren ihre Kunden um Bestellungen aufzunehmen. Den im Vergleich zum Supermarkt-Fleisch höheren Preis zahlen die Kunden gerne. „Es ist letztlich eine Frage der persönlichen Prioritäten der Kunden“ sagt Jonas Büger. „Wir werden damit nicht reich - man muss vielmehr reichlich Idealismus mitbringen! Unser Ziel ist es, die Zukunftsfähigkeit des Hofes sicherzustellen und einigermaßen wirtschaftlich zu handeln. Darum wollen und müssen wir auch in Zukunft immer mal wieder etwas Neues probieren.“ Dieses Jahr hätten sie zum Beispiel versucht, Soja anzubauen, doch das trockene Wetter habe nicht in die Karten gespielt. „Nächstes Jahr wagen wir nochmal einen Versuch“ kündigt Franz Winter schmunzelnd bei einer Bio-Limonade im Garten des Scheunencafés von Vater Eckard an.

Hierbei handelt es sich wohl um das gastronomische Highlight des kleinsten Hadamarer Stadtteils und einem echten Geheimtipp unter Kennern. Auch zur Miete für private Feiern, Tagungen und Versammlungen aller Art ist es sehr beliebt. Neben einer urgemütlichen Atmosphäre stehen im Scheunencafé, das Eckard Egenolf von Donnerstag bis Sonntag für seine Gäste öffnet, viele ökologische Speisen und Getränke auf der Karte. Die Küche ist gut bürgerlich und in der Kühlvitrine stehen frisch gebackene Kuchen und Leckereien, die sich sowohl Stammgäste als auch spontan Einkehrende gut schmecken lassen. Die Zutaten für alles liefern auch hier in erster Linie der Hof und der Laden nebenan, was nicht nur Bürgermeister Ruoff beeindruckt: „Wie hier nachhaltige Nahrungsmittel auf kurzen Wegen von der Erzeugung zum Verzehr gelangen ist wirklich etwas Besonderes und für die Kundinnen und Kunden sehr erfreulich“.

Im Rahmen der „Hofrunde“ besucht Bürgermeister Michael Ruoff in den Sommermonaten dieses Jahres verschiedene Erzeugerbetriebe im Hadamarer Land, um sich ein genaues Bild vom vielfältigen nachhaltigen Nahrungsmittel-Angebot in Hadamar zu machen.