Nachrichten zum Stadtjubiläum

Eröffnung der Sonderausstellung

130. Geburtstag Prof. Alexander Pfohl vom 17.03. bis 31.08.2024 im Glasmuseum zu sehen.

Selbstportrait Prof. Alexander Pfohl

Am 17. März 1894 wurde Alexander Pfohl im nordböhmischen Haida (dem heu- tigen Nový Bor) geboren. Zu seiner Familie zählten durch fünf Generationen bedeutende Meister der Glasgestaltung und Glasveredlung. Wie viele junge Menschen in der Glashochburg der nordböhmischen Region absolvierte auch der äußerst talentierte Alexander Pfohl eine Ausbildung an der Glasfachschule seiner Geburtsstadt. Als Bester seines Jahrgangs wurde der damals erst Siebzehnjährige sogar mit einem Stipendium ausgezeichnet, das ihm das Studium an der Kunst- gewerbeschule in Wien ermöglichte, die den Rang einer Akademie besaß und Weltruf genoss. Bedeutende Professoren waren hier seine Lehrer wie Michael Powolny und Kolo Moser sowie Josef Hoffmann, die Gründer der Wiener Werk- stätten. Als Hauptfach belegte Phohl bei Kolo Moser Malerei und unter Michael Powolny befasste er sich mit der Dekoration auf Glas und Keramik. Doch schon früh sah er seine berufliche Zukunft in der Glasgestaltung und Glasveredlung.

Sein 130. Geburtstag wird sich zum 700-jährigen Jubiläum der Stadt Hadamar jähren. Im Rahmen des Festprogramms plant der Vorstand des Trägervereins des Glasmuseums der Stadt Hadamar eine Ausstellung über sein Oeuvre.

Die Eröffnung der Sonderausstellung wird am Tage seines 130. Geburtstages, am 17. März 2024, stattfinden und die Ausstellung bis zum 31. August 2024 zu sehen sein. Auch ist geplant, einen Museumskatalog zu erstellen.

Als Praktikant sowohl bei Lobmeyr in Wien als auch in der Haidaer Glasraffinerie Karl Goldberg unternahm er technische Versuche und fertigte Entwürfe für Dekore und Glasformen an. Einige seiner Entwürfe wurden von der Wiener Porzellanmanufaktur Josef Böck und von den Wiener Werkstätten ausgeführt. Für seine außeror- dentlichen Entwürfe während seines Studiums erhielt der junge Pfohl auch hier Anerkennung und beste Zeugnisse sowie als begabtester Schüler seines Jahrgangs und herausragendster Absolvent sogar ein Sti- pendium der Baron Rothschild Stiftung für einen einjährigen Studienaufenthalt in Rom. Doch der Antritt der Reise wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges und seine Einberufung zum Militärdienst ver- hindert.
Nach Kriegsende bekam Alexander Pfohl 1919 das Angebot der Gräflich Schaffgotschen Josephinenhütte in Schreiberhau, die Leitung des Entwurfsateliers zu übernehmen. So konnte Pfohl fast zehn Jahre lang die gesamte Hüttenproduktion nach seinen künstlerischen Maßstäben gestalten und die Weichen für neue und zeitgemäße Gestaltungen stellen. Das betraf nicht nur die Formgebung des Glases, sondern beinhaltete neue Matrixfarben in Rot oder Kobaltblau. Mit seinen Entwürfen hatte er erheblichen Anteil an dem künstleri- schen und wirtschaftlichen Erfolg der Josephinenhütte und einem Wiedererstarken des Glases im schlesi- schen und böhmischen Raum. 1928 wurde Pfohl von der tschechoslowakischen Regierung gebeten, die Fach- klasse für Entwurf und Naturzeichnen an der deutschen Glasfachschule in Haida zu übernehmen. Im Rang eines Professors unterrichtete er dort den dritten Jahrgang und die Meisterklasse, also die fortgeschrittenen Schüler, die durch ihn ihre entscheidende Prägung erhielten. In den 30er und 40er Jahren entwickelte er zahlreiche Entwürfe für Glasgravuren, vornehmlich figürliche Darstellungen im Stil des Neoklassizismus. Be- sondere Beachtung aber fanden die undekorierten farblosen und farbigen Gläser und Schliffgläser. Bei Kriegsende 1945 war Pfohl 51 Jahre alt. Anders als die meisten Deutschen zwang man ihn nicht zur Aussied- lung, da er als unentbehrliche Fachkraft galt und den nordböhmischen Nachwuchs ausbilden sollte.

Mehrfach gestellten Anträgen auf Ausreisegenehmigung wurde schließlich stattgegeben. So fand er mit sei- ner Familie eine neue Heimat in Hadamar, am Fuße des Westerwaldes, wo er von den inzwischen dort nie- dergelassenen ehemaligen Haidaer Firmen bereits sehnsüchtig erwartet wurde, da sie seine Mitarbeit beim Aufbau ihrer Betriebe benötigten, um an die alten Geschäftsbeziehungen in Nordböhmen anzuknüpfen. Au- ßerdem erwartete man von ihm die Unterstützung bei der Gründung einer Glasfachschule nach dem Modell der Haidaer Glasfachschule. Zunächst war Pfohl bei der Fa. Meltzer beschäftigt. Professor Pfohl wurde mit dem Aufbau einer Glasmalereiabteilung beauftragt.

Seine ersten Mitarbeiter waren Pfohls Töchter Gisela und Brigitte und sein späterer Schwiegersohn Walter Herrmann, der schon in Haida bei ihm in die Lehre gegangen war. So begann im Mai 1948 in Hadamar die Produktion. Das Angebot der ersten Jahre bestand aus Gebrauchsglas für den Nachkriegsbedarf. Das waren in erster Linie bemaltes Hohlglas, Kompottschalen und Glasvasen.

„ Sintflut “, die bemalte Vase aus farblosem Kristall- glas von Alexander Pfohl aus dem Jahre 1945
 
Ab Juli 1949 lehrte Pfohl an der neuerrichteten Glasfach- schule in Hadamar und arbeitete als ihr künstlerischer Leiter mit ungebrochener Schaffenskraft am Aufbau der Lehrstätte. Leider war es ihm nicht vergönnt, in der Schule über einen längeren Zeitpunkt tätig zu sein. Vier Jahre nach der Grün- dung der Schule erlag Alexander Pfohl am 9. August 1953 im Alter von erst 59 Jahren einem Herzinfarkt.
Hadamar hat den berühmten Glaskünstler und Entwerfer schon vor einigen Jahrzehnten durch eine Straßenbenennung geehrt. Das Glasmuseum Hadamar würdigt seine Arbeiten in nicht weniger als drei Vitrinen sowie drei Schauläden mit Ent- würfen. Schon vom ersten Museumskonzept an war allen Pla- nern klar, dass ihm ein Sammlungsschwerpunkt eingeräumt werden soll. Mittlerweile ist dank Ankäufen, Leihgaben und großzügiger Schenkungen der Bestand an Gläsern Alexander Pfohls stetig gewachsen.

Bericht und Fotos vom Glasmuseum Schloss Hadamar